Tragik, Komik und eine Riesenportion Leben
Wie lässt sich vom Tod aus Kindersicht erzählen? Wie die großen letzten Fragen stellen, auf die auch Erwachsene kaum Antworten haben? Der Kieler Autor Jens Raschke hat mit seinem mehrfach preisgekrönten Schauspiel „Schlafen Fische?“ exakt dies versucht: Jette, zehn Jahre alt, steht auf dem Friedhof. Vor einem Jahr ist ihr Bruder Emil an Leukämie gestorben, mit nur sechs Jahren. Jette hat das Sterben des kleinen Bruders erlebt und erinnert sich.
Am Freitag feierte das Stück, das seit seiner Uraufführung 2012 einen Siegeszug bei den professionellen Bühnen im In-und Ausland erlebt, bei der Theater-AG der Realschule Durmersheim erfolgreich Premiere. Und dies weltweit erstmals in altersgerechter Besetzung, wie Rektorin Waltraud Drexler die zahlreich in der Schulaula erschienen Besucher informierte.
„Schlafen Fische?“ ist als Bühnenmonolog gestaltet, der Autor setzt auf das einstündige Spiel einer einzigen Darstellerin. In der Durmersheimer Inszenierung teilten sich die zwölfjährigen Schülerinnen Carolin Heck und Neela Geißler diese anspruchsvolle Aufgabe, mit der bisher ausnahmslos Berufsschauspielerinnen betraut waren.
Dass dieses mutige Experiment auf sensationelle Weise gelang, lag einerseits an der behutsamen Personenführung der Regie von Realschullehrer Markus Wild-Schauber, andererseits an der anrührenden Authentizität der beiden Darstellerinnen. Schon nach wenigen Minuten hatten Carolin Heck und Neela Geißler die Herzen des Publikums restlos erobert. Mit bedrückender Intensität kamen in ihrem Spiel „Jettes“ Wut, ihre Verzweiflung und ihre Ratlosigkeit zum Vorschein.
Doch „Jette“ ist nicht immer traurig. Raschkes Text bietet trotz des ernsten Themas auch viele witzige Momente. Etwa, wenn sich „Jette“ fragt, „wieso Onkel Jones Haare in den Ohren wachsen, aber nicht auf dem Kopf.“ Mit sichtlicher Spielfreude bedienten Carolin Heck und Neela Geißler auch die komödiantischen Elemente ihrer Partie und schickten ihre Zuschauer so auf eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Wohl selten erlebt man ein Publikum, in dem soviel geweint und gleichzeitig gelacht wird.
Die Theater-AG der Realschule Durmersheim konnte mit dieser präzise austarierten und mit Mut zur Rührung gestalteten Neuproduktion somit alles bieten, was Theater haben soll: Tragik, Komik und eine Riesenportion Leben.
Das Publikum applaudierte stehend, minutenlang und lautstark – der tollen schauspielerischen Leistung und der einfühlsamen Inszenierung eines Stückes, das die letzten Fragen des Lebens stellt, ohne sich anzumaßen, die Antworten darauf zu kennen.